Bildbetrachtung

Rot, Gelb, Blau und drei schwarze Balken dazwischen - sonst nichts! Was will Piet Mondrian uns damit sagen?

Langweilig? Nichts-sagend? Überflüssig?

Nein!

Beginnen wir mit den Adjektiven. Das Bild wirkt hart, konstruiert, nüchtern, streng, auch aufgeräumt, harmonisch, klar, modern und ruhig. Da haben wir doch schon etwas: Mondrian bringt mit seinem Bild Klarheit, Ruhe und Ordnung in unser überfülltes, chaotisches Leben.

  1. Eigentlich sollte im Mittel-Punkt das Wichtigste liegen. Hier bleibt die Mitte einfach nur "leer". Dieses "Nichts" bevormundet uns nicht, gibt uns nicht "autoritär" etwas vor, sondern lässt uns den Freiraum für eigene Gedanken und Phantasien.
  2. Die senkrechten und waagerechten Linien erinnern an etwas Gebautes, ein stabiles Gerüst oder ein offenes Regal. Könnte die Kunst Stütze im Alltag sein?
  3. Die große Fläche in der Mitte ist "quadratisch, praktisch, gut" - aber nicht schokoladenbraun, sondern weiß. Die sachliche Einfachheit tut einfach gut - auch wenn sie nicht süß und essbar ist.
  4. Die fünf verwendeten Farben Schwarz, Weiß, Rot, Gelb und Blau sind die sogenannten "Primärfarben". Es sind die wichtigsten Farben, aus denen die Malerin oder der Maler alle anderen Farben ermischen kann. Die einfachen Primärfarben sind bunt, dominant und kraftvoll. Durch diese äußere Klarheit können wir mehr innere Klarheit gewinnen.

Ohne viel über Mondrian und seine Zeit zu wissen, können wir nun bereits eine mögliche Interpretation festhalten: Das Bild soll den modernen, gestressten Menschen zu einer  "Alltagsflucht" verhelfen. Er darf sich vor dem Bild entspannen und die Sorgen und Pflichten des Lebens hinter sich lassen. Er soll sich vollkommen auf sich und seine Bedürfnisse konzentrieren, ohne in einem unproduktiven Nichts oder in einem hyperaktiven Chaos zu versinken.