Ein Vortrag in der Mainzer Stadtbibliothek

Am 11. Juni 2014 hielt ich in der wissenschaftlichen Bibliothek Bibliotheken der Stadt Mainz einen Vortrag: 

 

Max Slevogt und die Kunst des Sehens

 

Der Maler und Graphiker Max Slevogt (1868–1932) wirkt in Paris, München und Berlin. Aber besonders liebt er die Pfalz, vielleicht auch deshalb, weil seine Frau Antonie Finkler hier geboren ist. 1914, also vor genau hundert Jahren, erwirbt er das Landgut seiner Schwiegereltern Neukastel bei Landau. Hier entstehen seine berühmten Pfälzer Landschaften, neben Porträts und Stillleben sein wichtigstes Thema.

Max Slevogt gehört mit Max Liebermann (1847–1935) und Lovis Corinth (1858–1925) zum berühmten Dreigestirn des deutschen Impressionismus. Natürlich lassen sich die drei Künstler von den französischen Impressionisten, von Claude Monet (1840–1926), Edouard Manet (1832–1883) und Pierre Auguste Renoir (1841-1919) beeinflussen. Sie arbeiten im Freien und halten mit heftigen, schnellen Pinselstrichen das momentane Licht mit kräftigen Farben auf der Leinwand fest. Aber die Deutschen lösen die Form nicht auf, sondern verwenden weiterhin klare, zeichnerische Elemente. Sie bringen Stilmittel des Pointillismus, Jugendstils und Symbolismus mit ein. Ihre Farben sind weniger hell, und Braun bleibt wichtiger Bestandteil der Farbpalette. Wie ein „in weiten Nebeln verschwindendes Labyrinth“ (Kandinsky) erscheint vielen Menschen das, was sie in Museen und Galerien sehen. Bilder von Max Slevogt machen da keine Ausnahme. Der Vortrag verdeutlicht, wie Slevogt bestimmte bildnerische Mittel einsetzt. Wenn wir sie erkennen, können wir ihre Wirkung erfassen und so den Künstler besser verstehen.

Wie wirkt z. B. eine aufsteigende Diagonale im Gegensatz zu einer abfallenden Linie? Worin besteht der Unterschied, ob sich eine Figur in der Mitte oder am Rand befindet? Welchen  Eindruck vermittelt ein hoher Horizont? Durch die Analyse einiger Gemälde von Max Slevogt soll ein tieferes Verständnis seiner Malerei entstehen.